Immer wieder kann ich die Beobachtung machen, dass die Altstörche ihre Küken verschlingen oder aus dem Nest werfen.
So wie hier auf den folgenden Bildern, wo die abgebildeten Küken nicht dem Kronismus zum Opfer fielen, sondern von einem der Elternstörche am 31.05.2012 aus dem Nest (Riedinger Horst) geworfen wurden.
Ob nun Abwurf oder Kronismus, immer wieder bin ich aus menschlicher Sicht erst
einmal geschockt und traurig, obwohl es aus Sicht der Störche ganz “NORMAL“ ist.
Auch im Jahr 2011 musste ich mit
ansehen, wie das Storchenmännchen Paul eines seiner Küken verschlang.
Da wir durch die Höhe unseres Schornsteines nicht in das Nest hineinsehen können, und wir wissen wollten, wie viel Küken sich noch im Nest befanden, stiegen wir also auf den in ca. 300 Meter entfernten Kalkofen der Zuckerfabrik.
Wir sahen mit Freude, dass sich auf dem Nest das Storchenmännchen Paul und immer noch vier Küken befanden.
Alle vier Junge wirkten putzmunter.
Doch noch am selben Nachmittag stocherte das Storchenmännchen Paul wieder in der Mitte des Nestes herum.
Hob erneut ein Küken hoch und verschlang es. Fünf Minuten später ein Weiteres.
Die zwei übriggebliebenen Küken wurden erfolgreich großgezogen.
Da ich bei diesem Ereignis leider keine Kamera zur Hand hatte, hier ein Bild und ein ergänzender Text aus der Pfalz.
Wichtige Info für alle neuen Nestbeobachter:
Dieses Verhalten ist bei Weißstörchen ganz und gar NORMAL!
Das Gelege ist eigentlich IMMER größer als die Anzahl der groß gezogenen Küken.
Häufig frisst einer der Altstörche die kleinsten Küken (Kronismus; nach eine griechischen Sage verschlang der Titan Kronos seine eigenen Kinder), oder sie werden aus dem Nest geworfen und kommen dann entweder gleich durch den Aufprall oder anschließendes Verhungern (falls der Fall durch Vegetation o.ä. gebremst wird) bzw. Gefressenwerden von Fuchs o.ä. ums Leben.
Man darf und kann hier aber keine menschlichen Maßstäbe anlegen (gemein, herzlos, sadisdisch...).
Die Störche tun einfach das, was für das Überleben ihrer Art seit Urzeiten das Optimale darstellt, dazu gehört auch mitunter das Fressen oder Rauswerfen der
eigenen Nachkommenschaft.
Die Überlebenswahrscheinlichkeit der restlichen Küken ist durch diesen kompromisslosen Selektionsvorgang gestiegen.
Quelle Aktion PfalzStorch
Für uns als Horstbetreuer war dieser Anblick schwer zu ertragen, als Storchenvater Paco versuchte sein totes Storchenjunges über den Nestrand zu zerren.
Leider vergebens. Statt aus dem Nest, fiel es wieder ins Nestinnere, wo es wohl liegenbleiben wird.