Störche purzelten in Kamin!!

2004

Der Schreinereischornstein war der Lieblingsplatz der Störche!

Der Schornstein unserer Tischlerei  Mose war der liebste Rastplatz einer Storchenfamilie, die im Frühjahr 2004 immer wieder versuchte, auf unserem Schreinereischornstein ansässig zu werden.

Da aber zu diesem Zeitpunkt noch kein Nest angebracht war, konnten sie sich dort nicht niederlassen, geschweige denn zu brüten. Die Öffnung des Schlotes war viel zu groß um ein Nest zu bauen.

Also flogen die Beiden ein Stück weiter und landeten auf dem Spänebunker der Firma Blecher.

Dort bauten sie dann auch ihr Nest, legten ihre Eier, brüteten und zogen vier Jungstörche auf.

 

Trotzdem blieb unser Schornstein der Lieblingsplatz der Storchenfamilie.

Sie hielten sich sehr oft und gern auf dem 30 Meter hohen Ausguck auf.

Dort putzen sich die Störche und beobachten das Geschehen rundum.

Es war an einem Dienstagabend!!

Wir standen in unserem Garten und beobachteten den Schornstein, die hin und herfliegenden Störche und wir vermissten einen der vier Jungstörche, die zuvor auf dem Spänebunker geschlüpft waren und ihre ersten Flüge absolvierten.

Konnte es wirklich sein, dass der fehlende Jungstorch in unseren Schornstein gefallen war?

Nein, - dies konnten wir uns nicht vorstellen und so schauten wir wieder hoch zur Schornsteinkrone.

 

Wir haben nicht glauben können, was wir dann sahen.

Ein Storch purzelte in den Kamin.

 

Er fiel in den 30 Meter hohen Schornstein, der oben einen Durchmesser von einem Meter und unten einen Durchmesser von 1,80 Meter hat. Ein Storch hat eine Spannweite von 2 bis 2,20 Meter.

Unser Schreinereischornstein der immer noch in Betrieb ist, war unten zugemauert und damit komplett dicht.

Wie also sollten wir an den Vogel ran kommen?

 

Wir zögerten nicht lange, bewaffneten uns mit Decken, und mein Mann Dieter Mose brach ein großes Loch ins Mauerwerk. Wir riefen den Gemeindearbeiter Michael Wiegel an und baten ihn um Hilfe, denn er hatte ein Jahr zuvor einen Storch aus der Waberner Kläranlage gerettet.

Dann leuchteten wir mit einer Lampe in den Schornstein und sahen einen über und über mit Ruß bedeckten Storch .

Er stand und es sah so aus, als hätte er den Sturz unbeschadet überstanden.

Nun konnten wir mit der Rettung beginnen.

Die Männer zogen Brillen auf, so dass sie nicht von dem spitzen Schnabel des verstörten Jungstorches verletzt werden konnten und stiegen in den Kamin, packten den Storch und brachten ihn ins Freie.

Aber wohin jetzt mit dem Vogel?

Auf Anraten des Fritzlarer Vogelexperten Eberhard Schrader, sollten wir den Vogel in einen leeren, dunklen Raum setzen. Wir hatten aber keinen passenden Raum zu Verfügung.

Doch Not macht erfinderisch. Auf der Ladefläche unserer VW-Pritsche sollte sich der Unglücksrabe erst einmal erholen.

Wir gingen zurück zum aufgeklopften Schornstein, leuchteten noch einmal auf der Suche nach Werkzeug hinein - und entdeckten im Lichtschein der Taschenlampe, dass mitten aus dem Aschehaufen eine Kralle und ein Stück Schnabel heraus ragte.

Da lag doch tatsächlich jener Vogel, den wir vermisst hatten, wegen dem wir überhaupt den Sturz des zweiten Storches gesehen hatten.

Das Bergen gestaltete sich noch schwieriger als beim ersten Vogel, der Storch war zwischen Asche und Steinen verkeilt. Dies trauten wir uns dann ohne Hilfe eines Tierarztes nicht mehr zu.

Wir riefen den Waberner Tierarzt Dr. Bernd Schmidt an, der auch sofort zu Hilfe kam.

Der Storch wurde geborgen, untersucht und etwas gesäubert, was gar nicht so einfach war, denn das Gefieder war vom Russ ölverschmiert.

Dann verabreichte Dr. Schmidt dem geschwächten Vogel per Schlauch eine Traubenzuckerlösung. Nachdem er sich entleert hatte und wir ein verwackeltes Gruppenfoto mit pechschwarzen Storch gemacht hatten, setzten wir ihn zum Durchatmen zu seinem Bruder – oder Schwester auf die VW Pritsche und gingen alle sehr aufgewühlt nach Hause.

Am nächsten Morgen wollten wir die Vögel wieder fliegen lassen.

Wir fuhren mit den zwei Bruchpiloten ins Feld, Nähe Spänebunker, öffneten die Plane der Pritsche und warteten ab.

Der erste Jungstorch flog etwas wackelig davon.

Der Zweite, welcher unter den Steinen und Aschehaufen begraben war, wollte aber nicht fliegen.

Er war noch zu erschöpft und verunsichert, so dass Herr Schrader ihn nach Fritzlar zu Herrn Bischhoff mitnahm, wo er in einer Voliere zu Kräften kommen sollte.

 

Der Jungstorch aber, der von der Pritsche aus in die Freiheit geflogen war, kam nich weit.

Er flog zurück zu unserem Schornstein und fiel erneut hinein.

Wir retten ihn zum zweiten Mal und brachten ihn nach wiederholtem Freilassen an gleicher Stelle wie am Morgen und einem Sturzflug in ein Weizenfeld, ebenfalls in die Obhut von Herrn Bischhoff nach Fritzlar.

 

Dort wurden dann die beiden Bruchpiloten aufgepäppelt.

Pflegestation für verletzte Vögel in Fritzlar * Alfons Bischof

Nun war es soweit!!

Beide Jungstörche hatten sich erholt und wurden nun, noch ein wenig unsicher auf den Beinen, auf einer Wiese Nähe dem Spänebunker freigelassen.

Ein kleiner Stups von Herrn Bischhoff und beide Jungstörche waren wieder ganz nah bei ihrer Familie.

Denn der Rest der Storchenfamilie hatte sich zu diesem Zeitpunkt auf dieser Wiese zum Fressen eingefunden.

Aber, wir mussten festellen, dass die Altstörche ihre beiden Jungen nicht mehr aufnahmen.

Vielleicht lag es am dunklen Gefieder. Wir wussten es nicht.

Beide verbrachten die darauffolgende Nacht unterhalb des Nestes auf dem Spänebunker.

Am nächsten Tag hielt sich der fittere Jungstorch nicht mehr in der Nähe seiner Familie auf, sondern flog an die Eder, wo sich zu diesem Zeitpunkt auch eine Storchenfamilie aufhielt.

Er verbrachte in gebührendem Abstand die restliche Zeit des Sommers bei den Ederstörchen und ist mit Sicherheit auch mit ihnen in den Süden geflogen.

Der schwächere der Beiden, stand aber einen Tag später wieder auf unserem Grundstück, direkt vor unserer Haustür.

Wir fingen ihn erneut ein und fuhren mit ihm zur Schwalm, wo wir ihn dann freiließen. Im Laufe des Tages schauten wir immer wieder nach ihm und mussten feststellen, dass er am Abend immer noch an der gleichen Stelle stand und nicht fliegen wollte. Er wäre eine leckere Mahlzeit für den Fuchs gewesen.

Also kam er wieder nach Fritzlar und einige Tage später wurde er in den Hessenpark nach Arnsbach gebracht.

Denn die lange anstrengende Reise in den Süden hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht antreten können.

 

Damit weitere Storchenunfälle verhindert werden, wurde im August 2004 ein Schutzgitter auf der Schornsteinöffnung angebracht.

2005

Im März 2005 wurde dann ein Nest in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wabern, NABU, der Firma Horstmann, unserer Tischlerei Mose und dem ehemalige Förster Dieter Goldmann mit seiner Schulklasse aus Fritzlar, auf unserem Schornstein angebracht.

 

Das Gitter, welches wir in 2004 direkt auf dem Mauerwerk befestigt hatten, wurde draufgelassen.

2006

 

In 2006 wurde das Schornsteinnest sofort von zwei ankommenden Störchen angenommen und wird seitdem immer wieder angeflogen und bewohnt.

 

gez. Ulrike Mose

 

  Hier geht es zu der kompletten Bildergalarie "Störche purzelten in Kamin"

 

...runter vom Gas, tieffliegende Störche!!

Wabern ist umrahmt mit Straßen, auf denen oft viel zu schnell gefahren wird!

 

Wir Autofahrer sollten mehr Rücksicht nehmen,

für das Wohl der Menschen und Tiere.

Plakataktion

Tod durch Autokollision

 

Bei Naturbeobachtungen sollte man zuerst auf
die Belange der Umwelt achten und nicht auf
den eigenen Egoismus.